Unternehmer-Sicht auf Frauen im Homeoffice
Frauen sahen sich bereits vor der Corona-Krise im Homeoffice benachteiligt. Laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung ist die Unternehmenskultur maßgeblich dafür, wie Homeoffice erachtet wird und insbesondere Frauen im Homeoffice gesehen werden.
Deutlich mehr Frauen gaben an, Homeoffice sei in ihrem Unternehmen zwar möglich, jedoch nicht erlaubt. Selbst wenn es erlaubt wäre, so würden viele es nicht in Anspruch nehmen. Denn Frauen befürchteten weitaus mehr berufliche Nachteile durch Homeoffice als Männer, unabhängig vom Karrierelevel. Für Männer sei die Möglichkeit, ihre Arbeit auch auf andere Orte auszuweiten als auf das Büro, eher ein Privileg. Frauen werde pauschal eher unterstellt, im Homeoffice aufgrund familiärer Verpflichtungen weniger konzentriert zu sein.
Durch Covid19 verstärkte Herausforderungen für Frauen im Homeoffice
Die weltweite Covid19 Pandemie brachte frauenspezifische Problematiken noch stärker zum Vorschein. Der plötzliche Umstieg auf das Homeoffice belastete besonders Frauen mit Kindern. Die Erwerbstätigkeit musste mit Betreuungs- und Haushaltsverpflichtungen vereinbart werden.
In einer Studie am Institut der Heterodoxen Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien wurde untersucht, wie sich die Arbeit im Homeoffice auf die Arbeitsverteilung in Haushalten auswirkt. Dabei wurde deutlich, dass Frauen durch die durch die Pandemie ausgelösten Umstände benachteiligter sind als Männer.
Hausarbeit in Paar- und Familienhaushalten ist bis heute ungleich zu Lasten der Frauen verteilt. Frauen geben an, sich dadurch weniger Pausen gönnen zu können als ihre Männer im selben Haushalt. Ihnen fällt es auch schwerer Beruf und Freizeit zu trennen. Dies liegt oft daran, dass in jenen Haushalten dem Mann ein eigener Arbeitsraum zur Verfügung stand. Besonders kleinere Wohnungen zwingen die im Homeoffice arbeitende Person, ihre Arbeit an einem Ort zu verrichten, wo sie sich schlecht konzentrieren kann.
Online-Umfrage zu Bedürfnissen von Frauen im Homeoffice
Um besser evaluieren zu können wie auf die Bedürfnisse von Frauen mithilfe der Architektur eingegangen werden kann, wurde im Zuge dieser Arbeit im Dezember 2020 eine eigene online-Umfrage mit dem Titel „Frauen im Homeoffice – Bedürfnisse und architektonische Lösungen“ durchgeführt. Es nahmen 32 Personen teil, davon 31 Frauen. 53,3% der befragten Personen sind 40-50 Jahre alt, 26,7% sind 20-30 Jahre alt. Die Fragen befassten sich hauptsächlich mit Problemen, Bedürfnissen und Wünschen von Frauen in Bezug auf Homeoffice. Der Fragebogen wurde hauptsächlich über soziale Medien (Facebook) geteilt und wurde durch JUNO, dem Zentrum für Getrennt- und Alleinerziehende, verbreitet.
46,9% der Teilnehmerinnen leben mit Partner und Kindern im Haushalt. 18,8% der Frauen leben mit einem Partner zusammen, 15,6% sind alleinerziehend. Ein Arbeitsplatz zu Hause muss demnach gut organisiert sein, damit sich die im Homeoffice arbeitende Person gut konzentrieren kann. Insbesondere, wenn Kinder im Spiel sind, treten die meisten frauen*spezifischen Probleme zutage. Daher ist es besonders von Bedeutung, die Bedürfnisse zu erheben und bauliche-räumliche Ansätze zur Verbesserung formulieren.
Als besonders wichtig kristallisierte sich in der Umfrage ein Arbeitsraum heraus, der vom Rest der Wohnung abgetrennt ist. Auch die fixe Nutzung eines Bereiches in der Wohnung als designierten Homeoffice Platz war den befragten Frauen sehr wichtig. Beim Umräumen von Gegenständen, um Platz für das Homeoffice zu schaffen, geht viel Zeit verloren. Demnach schadet ein ständig wechselnder Homeoffice Platz ablenkungsfreier Arbeit.
60 % der befragten Personen würde eine flexible Wohnungsnutzung (z.B durch Schiebewände) vorgegebenen Raumnutzungen bevorzugen.
77 % der befragten Personen würden einen Co-Working Space innerhalb ihres Wohnhauses nutzen, wenn es einen gäbe
Die Umfrage zeigte, dass viele Frauen bereit sind, sich auch auf eine flexible Grundrisseinteilung einzulassen, wenn dies eine sinnvollere Aufteilung der Räumlichkeiten bedeutet. Die Pandemie hat gezeigt, dass eine Umverteilung der Aktivitäten auf bestimmte Räume schnell passieren kann und die ideale Wohnung daher auf solche Fälle vorbereitet sein sollte.
Einem beachtlichen Großteil der befragten Personen war der schnelle Zugang zu Spazier- und Sportmöglichkeiten sehr wichtig.
56,7 % der befragten Personen würden einen gemeinsamen Pausenraum innerhalb ihres Wohnhauses nutzen, wenn es einen gäbe
Konkrete architektonische Vorschläge zur Verbesserung von Homeoffice in Wohnung, Wohngebäude und Wohnumfeld
In den meisten Wohnungsgrundrissen muss man sich zwischen einem Kinderzimmer oder einem eigenen Arbeitsraum entscheiden. Schiebewände sind eine Möglichkeit, auf individuelle Raumbedürnfisse einzugehen. In dem hier gezeigten Entwurf einer 75 m2 großen Wohnung können Wohnungsbereiche flexibel genutzt werden.
Innerhalb eines Wohngebäudes ermöglichen Gemeinschaftsbüros eine Arbeitstätigkeit außerhalb der Wohnung. Damit können neue berufliche Kontakte entstehen und die Nachbarschaft gestärkt werden. 70% der Teilnehmer*innen der Umfrage würden einen Co-Working Space innerhalb des Wohngebäudes nutzen und über 50% einen gemeinsamen Pausenraum. Die Anordnung solcher Räume innerhalb des Wohnhauses kann Frauen eine verbesserte Homeoffice Situation bieten, wo Berufliches leichter von Privatem getrennt werden kann.
Damit das Wohnumfeld den Alltag von Personen im Homeoffice unterstützt, sind gezielte Stadtplanungskonzepte nötig, die Stadtvierteln mit Alltagsqualitäten generieren. Werden Einrichtungen in der Planung berücksichtigt, die Versorgung, Unterstützung, Anreiz, Entspannung und Abwechslung bieten, hat dies einen positiven Einfluss auf die Arbeitsqualität im Homeoffice. Daher ist ein Angebot an Nahversorgung, Infrastruktur, Aufenthaltsbereichen im Freien und Kindertagesstätten von enormer Bedeutung.