Auswirkung des Klimawandels auf Frauen
Ein Großteil der Weltbevölkerung, mit weiterhin steigender Tendenz, lebt derzeit in Städten. Städte tragen wesentlich zum Klimawandel bei und können auch wichtige Klimaschutz-Maßnahmen leisten. Um den Umgang mit dem Klimawandel im öffentlichen Raum zu erläutern, werden zu Beginn die Auswirkungen von Klimawandel erörtert, um eine nachhaltige Klimawandeladaption und auch Klimaschutzkonzepte entwickeln zu können.
70 % der Menschen, die in Armut leben, sind Frauen. Im Allgemeinen kommt es durch patriarchale Strukturen und Geschlechterdiskriminierung zu geschlechterspezifischen Klimawandelauswirkungen. Wie stark sie sich zwischen den einzelnen Geschlechtern differenzieren ist von den sozio-ökonomischen Werten des jeweiligen Landes abhängig. Aufgrund der unterschiedlichen Betroffenheit nach sozio-ökonomischen Stellenwerten, kann man erkennen, dass die Problematik sehr stark durch Politik beeinflusst wird.
Im Allgemeinen leiden Frauen im globalen Süden stärker an den Folgen des Klimawandels bzw. haben weniger Anpassungsmöglichkeiten als Frauen im globalen Norden. In beiden Fällen tritt jedoch eine erhöhte Arbeitsbelastung von Frauen im Alltag auf.
Klima und Gender im öffentlichen Raum
Der öffentliche Raum ist zu Zeiten der Urbanisierung von großer Wichtigkeit. Der Umgang mit Klima und Gender spielt vor allem in Straßenräumen und Mobilität sowie in Freiräumen wie Parks und Plätze eine große Rolle. Aufgrund der durch den Klimawandel verstärkten Belastung von Frauen, müssen deren Bedürfnisse im öffentlichen Raum analysiert und beachtet werden, um sie in ihrem Alltag unterstützen zu können.
Um öffentliche Plätze frauengerecht und klimagerecht zu gestalten muss die Ausgangssituation des jeweiligen Ortes ausreichend analysiert werden. Folgende Gestaltungsparameter tragen zur Aufenthaltsqualität bei:
- Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel und eine gute Wegestruktur ermöglichen eine Nutzung umweltfreundlicher Mobilität und unterstützen Frauen in ihrem Alltag.
- Transparenz und Sicherheit ermöglicht Frauen und Mädchen eine angstfreie Nutzung von öffentlichen Plätzen. Sie kann durch Strukturierung und Beleuchtung gewährleistet werden.
- Flexible Platzgestaltung wirkt sich aufgrund der komplexen Alltagsgestaltung von Frauen positiv auf die Nutzung aus und unterstützt die komplexe Alltagsbewältigung von Frauen.
- Begrünung durch Baumpflanzung, Sträucher, Wiese und auf Fassaden ermöglicht eine Kühlung und Verschattung und zählt zu einer der wichtigsten Klimawandeladaptionen. Sie kann jedoch auch durch Textilen und andere Materialien erzielt werden.
- Wasser trägt ebenfalls durch Kühlung zur Verdunstung bei. Bewegtes Wasser trägt stärker zur Kühlung bei als unbewegtes. Daher findet man an öffentlichen Plätzen sehr häufig Wasserspiele und Brunnen
- Bodenbeläge und Oberflächen sollen Versickerung zulassen und zu einem umweltfreundlichen Regenwassermanagement beitragen. Oberflächen sollen möglichst hell und durch ihre Materialeigenschaften möglichst wenig Wärme speichern.
Die Darstellung zeigt die wichtigsten Parameter einer frauengerechten und klimagerechten Platzgestaltung und lässt somit die Thematiken Klima und Gender ineinanderfließen.
Klima und Gender in Wien
In Wien ist eine starke Entwicklung mit strikten Zielen in der Mobilität zu beobachten. Laut Fachkonzept Mobilität- STEP 2025 soll der nicht motorisierte Verkehr bis 2025 auf 80% erhöht und der motorisierte Verkehr auf 20% reduziert werden. Das wird durch den Ausbau der U- Bahnlinien, Straßenbahnlinien, Buslinien und somit der Schaffung von multimodalen Knotenpunkten erzielt. In der Umsetzung wird Gender Planning durch Verbreiterung von Gehsteigen, Verbesserung der Barrierefreiheit, Verbesserung der Beleuchtung, Schaffung von Kinderwagenrampen und fairer Verteilung der Verkehrswege auf alle Nutzer*innen angewandt.
Doch auch bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen in Wien findet man klimagerechte Planung und Gender Planning wieder. Das Fachkonzept öffentlicher Raum- STEP 2025 definiert eine Matrix von Qualitätskriterien, die bei der Planung von Stadtplätzen, also urbanen Freiräumen mit gesamtstädtischer Bedeutung in Wien zu erfüllen sind.
Wohlbefinden soll erzeugt werden durch positive Sinneseindrücke mittels Natur und Wasser, einem menschlichen Maßstab sowie Ortsidentität. Schutz vor Wind und Regen ist wichtig. Vielfältige Nutzungsangebote für verschiedenste Benutzer*innenbedürfnisse sind sicherzustellen und dabei verschiedene mögliche Aktivitäten zu berücksichtigen wie sehen, gehen, spielen, kurz aufhalten, länger verweilen, kommunizieren, aktiv werden und sich versorgen. Die Zugänglichkeit und Sicherheit soll durch Fußgänger*innen-Freundlichkeit, Wegenetze in die Umgebung, barrierefreiem Zugang für alle sowie Übersicht und Beleuchtung gegeben sein.
Beispiele Christian-Broda-Platz und Reumannplatz
Die Neugestaltung von zwei öffentlichen Plätzen in Wien zeigt beispielhaft die Bedeutung von klima- und gendergerechter Gestaltung.
Christian-Broda-Platz
Der Christian-Broda-Platz entstand 2007 als Teil des Gender Mainstreaming Pilotbezirks Wien-Mariahilf. In allen Prozessphasen war eine Gender Mainstreaming Expertin aktiv involviert. Eine Platz- und Nutzer*innenanalyse wurde ebenso durchgeführt wie eine Klima- und Bepflanzungsanalyse. Sitzgelegenheiten sind für die dort üblichen kurzen Aufenthalte konzipiert. 2010 erfolgte eine Evaluierung und anschließende Nachbesserung entsprechend den Nutzer*innenwünschen. 2020 erfolgte der Einbau von automatischen Sonnensegeln. Aktuell sind Überlegungen im Gange, den Platz neuerlich umzugestalten.
Reumannplatz
Ein positives Beispiel für eine frauengerechte Platzgestaltung und Integration von Frauen in den Planungsprozess ist der Reumannplatz in Wien-Favoriten. Zusätzlich zu einer Nutzer*innenanalyse und einem Beteiligungsverfahren wurden mit dem „ReuMÄDCHENfest“ speziell Mädchen miteinbezogen und deren Bedürfnisse berücksichtigt. Insgesamt wurden Bewegungs- und Aufenthaltsbereiche optimiert und die Sicherheit erhöht. Aufgrund der Nutzer*innenbefragung und Klimaanalyse wurde 13% mehr Grünfläche geschaffen.